15. Juli 2025
Die Initiative „FMO-Ausstieg jetzt“ hat im April 2025 die in Münster kandidierenden Parteien angeschrieben, um vier Fragen zur Zukunft des FMO zu stellen. Im Folgenden veröffentlichen wir zunächst das Anschreiben selbst, mit den vier Fragen. Danach die Antworten, die wir bekommen haben. Angeschrieben wurden :

  • CDU, SPD, Volt, FDP, B90/Grüne, die Linke, ÖDP, Die Partei, Tsakalidis (unabhängiger Ratsherr)
Anschreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,
in fünf Monaten sind Kommunalwahlen. Uns als Initiative „FMO-Ausstieg jetzt!“, den uns unterstützenden Umweltgruppen und den vielen Menschen, die sich mit ihrer Unterschrift  für eine Schließung und Transformation des Flughafens Münster-Osnabrück eingesetzt haben, ist die Haltung Ihres Kreis- bzw. Stadtverbands zum FMO für die Wahlentscheidung wichtig.

Wir möchten Sie deshalb bitten, uns vier Fragen zu beantworten. Dabei möchten wir darauf hinweisen, dass der Flughafen Münster-Osnabrück GmbH bisher schon über 120  Millionen Euro an Steuergeldern verschlungen hat und aktuell der Schuldenstand allein bei den Anteilseigner-Kommunen 30 Millionen Euro beträgt. Ende letzten Jahres wurden weitere Kredite über 17,5 Millionen Euro von den Anteilseigner-Kommunen für die nächsten Jahre bewilligt. Wir sind überzeugt: Würde man das Flughafengelände in einen Erneuerbare-Energie-Park umwandeln, würde man den Schuldenberg schnell abtragen können, die Substanz erhalten und eine sinnvolle zukunftsfähige Alternative schaffen.

Unsere Fragen: 

  1. Wie stehen Sie in der Zukunft zu einer weiteren finanziellen Unterstützung des FMO durch die Kommune?
  2. Wie stehen Sie zu der Idee, den FMO zu transformieren und auf dem Gelände unter Nutzung der bestehenden Infrastruktur einen Erneuerbare-Energie-Park zu errichten?
  3. Wie steht Ihre Partei zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland und global und speziell hier zur Zukunft des Flugverkehrs?
  4. Würden Sie sich dafür einsetzen wollen, Gelder aus dem bundespolitisch beschlossenen Infrastrukturfonds für ein klimaverträglicheres Alternativprojekt auf dem Flughafengelände auszugeben?
Antworten:

a) CDU-Fraktion im Rat der Stadt Münster

… Die von Ihnen angesprochenen Themen beschäftigen auch uns intensiv, und wir möchten gerne auf Ihre Fragen eingehen.

1. Zukünftige finanzielle Unterstützung des FMO durch die Kommune

Die CDU Münster steht hinter dem Flughafen Münster/Osnabrück als wichtigem infrastrukturellem Knotenpunkt für unsere Region. Die finanziellen Unterstützungsmaßnahmen zugunsten des FMO wurden im Rat der Stadt Münster stets mit großer Mehrheit beschlossen – auch mit den Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen. Dies unterstreicht die parteiübergreifende Anerkennung für die Bedeutung des FMO in wirtschaftlicher, verkehrlicher und struktureller Hinsicht.

2. Transformation des FMO-Geländes in einen Erneuerbare-Energie-Park
Eine grundlegende Transformation des FMO-Geländes lehnt die CDU Münster ab. Der Flughafen sichert Arbeitsplätze, stärkt die regionale Wirtschaft und sorgt für wichtige nationale und internationale Anbindungen. Vielmehr setzt sich der FMO das ambitionierte Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Bereits heute sind Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität erkennbar: Ein besonders hervorzuhebendes Beispiel ist die geplante großflächige Photovoltaikanlage mit einer Fläche von rund 60 Hektar auf dem Flughafengelände. Damit wird das Potenzial für erneuerbare Energien genutzt, ohne die infrastrukturellen Vorteile des Flughafens aufzugeben.
Zudem hat ein Gutachten im Jahr 2022 aufgezeigt, dass eine Stilllegung des Flughafens aus klimapolitischer Sicht sogar kontraproduktiv wäre: Die Verlagerung des Flugverkehrs auf weiter entfernte Flughäfen wie Düsseldorf oder ins Ruhrgebiet würde zu deutlich längeren Anfahrtswegen führen – mit entsprechend höheren Emissionen im Individualverkehr. Ein Weiterbetrieb unter klimafreundlichen Bedingungen verursacht demnach weniger CO₂ als eine Schließung.

3. Haltung zu Klimazielen und Zukunft des Flugverkehrs

Die CDU Münster bekennt sich klar zu den deutschen und internationalen Klimazielen. Wir setzen auf Innovation und Technologie, um auch den Flugverkehr umweltfreundlicher zu gestalten. Der Weg führt nicht über eine pauschale Ablehnung, sondern über gezielte Weiterentwicklung und Effizienzsteigerung – wie es der FMO mit seinem Klimaneutralitätsziel vormacht.

4. Verwendung von Geldern aus dem Infrastrukturfonds

Wir befürworten den Einsatz von Fördermitteln für klimafreundliche Infrastrukturprojekte. Für uns steht dabei aber nicht die Stilllegung, sondern die ökologische Weiterentwicklung des bestehenden Flughafens im Vordergrund. Klimaschutz und moderne Mobilität müssen kein Widerspruch sein – der FMO kann hierfür ein Vorbild sein.

Wir danken Ihnen für Ihre Anfragen und stehen für einen weiteren sachlichen Austausch gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Stefan Weber
Fraktionsvorsitzender

b) Bündnis 90/DIE GRÜNEN/GAL Münster

herzlichen Dank für Ihre Anfrage.

Die Haltung von Bündnis 90/Die Grünen Münster zu Ihren Fragen ist klar und entspricht unserem Ziel, den Klimaschutz konsequent voranzutreiben und dabei regionale Entwicklung nachhaltig zu gestalten. Für den Geschäftsreisenden-Flugverkehr ist der FMO heute weitgehend bedeutungslos. Als Start- und Zielort für den touristischen Flugverkehr hat er eine regionale Bedeutung, die wir akzeptieren. Dennoch gilt: Von allen Verkehrsträgern ist der Flugverkehr der klimaschädlichste.

  1. Wir lehnen eine weitere finanzielle Unterstützung des FMO durch die Kommune ab. Flugverkehr verursacht erhebliche klimaschädliche Emissionen, und angesichts der hohen finanziellen Belastung der Kommunen lehnen wir weitere Subventionen oder Kapitaleinlagen ab.
  2. Wir begrüßen, dass der FMO auf den Flächen der nicht realisierten Verlängerung der Start- und Landebahn einen Energiepark für erneuerbare Energien errichtet. Weitere Initiativen zu Ausbaumöglichkeiten für Erneuerbare Energien im Einklang mit Natur- und Artenschutz befürworten wir.
  3. Unsere Partei setzt sich auf allen Ebenen entschieden dafür ein, die Klimaziele  in Deutschland zu erreichen und unseren Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen gerecht zu werden. Der Verkehrssektor, insbesondere der Flugverkehr, muss konsequent und nachhaltig reduziert werden. Regionale Flughäfen wie der FMO haben heute keinen relevanten Stellenwert mehr für den Geschäftsreiseverkehr und tragen gleichzeitig erheblich zu klimaschädlichen Emissionen bei. Eines unserer Ziele ist es daher, Alternativen wie den Schienenverkehr deutlich zu stärken.
  4. Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass die Gelder des Infrastrukturfonds bevorzugt in nachhaltige und zukunftsweisende Projekte fließen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die neue Koalition aus CDU und SPD den Fonds nun auf Bundesebene verwaltet und in der Vergangenheit nicht gerade für die Förderung von klimaverträglichen Projekten bekannt geworden ist. Wir werden hier sehr genau hinsehen und uns auf allen uns zur Verfügung stehenden Wegen für eine sinnvolle Nutzung der Gelder in  klimaverträgliche Projekte einsetzen. 

Mit freundlichen Grüßen
Malte Weißkirchen (er/ihm)
Geschäftsstelle
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN/GAL Münster

c) ÖDP Münster

Herzlichen Dank für ihre Kontaktaufnahme und für ihr Engagement in dieser Sache.
Wir erfahren die dramatischen Folgen des Klimawandels, wir stehen dem Flugverkehr allgemein und speziell dem FMO sehr kritisch gegenüber. 
Einen guten Überblick zu unserer Position finden sie in dieser Pressemitteilung (vom 14.06.2022):

https://www.oedp-muenster.de/aktuelles/pressemitteilungen/nachrichtendetails/news/klimaschutz-statt-subventionen-keine-zukunft-fuer

Konkret zu ihren Fragen:

zu 1. Eine weitere finanzielle Unterstützung lehnen wir ab; diese wäre nur einmalig denkbar, um gegebenenfalls eine geordnete Insolvenz des FMO zu ermöglichen.

zu 2. Wir halten diese Idee für sehr interessant und möchten sie gerne weiterverfolgen.

zu 3. Wir halten die Klimaziele – insbesondere auf Bundesebene – nicht für ambitioniert genug; gleichzeitig sehen wir, dass auf allen Ebenen viel zu wenig getan wird, um die Ziele zu erreichen; um wenigstens das Schlimmste zu verhindern, hat für uns der gesellschaftliche Umbau hin zur Klimaneutralität höchste Priorität; es versteht sich wahrscheinlich von selbst, dass in diesem Szenario nur mit einer massivsten Reduzierung des Flugverkehrs gute Ergebnisse erzielt werden können: Streichung sämtlicher Subventionen des Flugverkehrs, Verbot von Inlandsflügen und Einführung einer ambitionierten CO2-Bepreisung natürlich auch für den Flugverkehr.

zu 4. Da zu befürchten ist, dass die Infrastrukturmittel ganz, ganz überwiegend in „alte“ Infrastruktur (Straßen, Flughäfen etc.) investiert werden und damit extrem klimaschädliches Wirtschaftswachstum erzeugt werden soll, stehen wir diesem Instrument sehr kritisch gegenüber; die Investition in Transformationsprojekte wie eine sinnvolle Nachfolgenutzung des FMO halten wir dagegen für sehr zielführend und würden sie daher begrüßen.

Wir hoffen, dass unsere Antwort hilfreich ist. Gerne stehen wir ihnen für weiter Gespräche zur Verfügung. Insbesondere würden uns konkrete Pläne zum Umbau interessieren. Da wären wir sicherlich unterstützend gerne dabei.

Mit herzlichen Grüßen,

Sebastian Frie für die ÖDP Münster

d) FDP Münster

vielen Dank für Ihre Fragen die wir Ihnen gerne wie folgt beantworten:
Wie stehen Sie in der Zukunft zu einer weiteren finanziellen Unterstützung des FMO durch die Kommune?

Wir unterstützen den Konsolidierungsweg und die strategischen Entscheidungen der FMO Flughafen Münster/Osnabrück GmbH, die sich bereits mit steigenden Fluggastzahlen belegen lässt. Die damit verbundene Wirtschaftlichkeit dieses Standorts muss perspektivisch dazu führen, dass der Flughafen ohne weitere finanzielle Unterstützung der Kommunen auskommen muss.

Wie stehen Sie zu der Idee, den FMO zu transformieren und auf dem Gelände unter Nutzung der bestehenden Infrastruktur einen Erneuerbare-Energie-Park zu errichten?

Wir möchten die bestehende Infrastruktur des Flughafengeländes weiterhin für einen Flughafen nutzen.

Wie steht Ihre Partei zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland und global und speziell hier zur Zukunft des Flugverkehrs?

Wir Freie Demokraten wollen die europäischen Klimaziele sicher und so kostengünstig wie möglich erreichen. Dabei setzen wir auf einen einheitlichen europäischen Emissionshandel. Da nationale Sonderziele im Rahmen des europäischen Emissionshandels keinerlei zusätzlichen Nutzen für den Klimaschutz haben können, wollen wir das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 im deutschen Klimaschutzgesetz durch das europäische Ziel der Klimaneutralität bis 2050 ersetzen. In besonderen für die Zukunft des Flugverkehrs ist unserer Meinung nach die Marktreife alternativer Kraftstoffe entscheidend.

Würden Sie sich dafür einsetzen wollen, Gelder aus dem bundespolitisch beschlossenen Infrastrukturfonds für ein klimaverträglicheres Alternativprojekt auf dem Flughafengelände auszugeben?

Nein.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße
Paavo Czwikla
Vorsitzender
FDP Kreisverband Münster

e) SPD Münster

(Ausschnitt aus dem Kommunalwahlprogramm 2025)
Zum FMO findet sich im Wahlprogramm als letzter Punkt zum Thema Verkehr folgende Aussage:

Für einen zukunftsfähigen Flughafen Münster/Osnabrück

Die wirtschaftliche Entwicklung am Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) ist in den letzten Jahren erfreulich. Auch für die Zukunft halten wir an dem Grundsatz fest, dass der Flughafen ohne kommunale Subventionen auskommen muss. Wir setzen uns dafür ein, dass die Anbindung an den öffentlichen Verkehr verbessert wird und rund um den Flughafen weitere Unternehmen angesiedelt werden. Außerdem unterstützen wir den Flughafen in seinen Bemühungen, seine Treibhausgasemissionen zu reduzieren, beispielsweise durch den Einsatz von Elektrobussen zum Passagiertransport und durch den Ausbau von Photovoltaikanlagen. Kurzstreckenflüge sollen möglichst reduziert und durch bessere Zugverbindungen zu den wichtigen nationalen und internationalen Drehkreuzen ersetzt werden.

f) Linke Münster

mit dieser E-Mail möchte ich Ihre Fragen zur Haltung der Linken Münster in Bezug auf den FMO beantworten:

1. Die Linke Münster lehnt die Existenz des FMO grundsätzlich ab. Der Flughafen ist aus unserer Sicht nicht notwendig und stellt durch seine finanzielle Belastung für die Kommune keine tragbare Lösung dar. Darüber hinaus lehnen wir den FMO aufgrund seiner negativen Umweltauswirkungen ab. Die Emissionen, die durch den Flugbetrieb entstehen, wollen wir vermeiden.

2. Die Idee, den Flughafen umzuwandeln und als Standort für erneuerbare Energien zu nutzen, finden wir sehr spannend. Wir setzen uns für den Ausbau erneuerbarer Energien ein und möchten als Kommune dabei eine aktive Rolle spielen. Besonders sinnvoll erscheint uns die Nutzung bereits versiegelter Flächen. So kann vorhandene Infrastruktur sinnvoll weiterverwendet werden. Aus dem derzeitigen Verlustgeschäft FMO könnte auf diese Weise ein wirtschaftlich tragfähiges Modell entstehen, das den Menschen zugutekommt und neue Perspektiven für eine ökologische Transformation eröffnet.

3. Wir erleben derzeit in Deutschland einen Rückschritt beim Klimaschutz. Die Bundesregierung unter der neuen Führung von Friedrich Merz zeigt erneut: Klimaschutz hat keine Priorität. Die Linke unterstützt weiterhin das Ziel, Deutschland bis 2035 klimaneutral zu machen. Das ist ein ambitioniertes, aber notwendiges Ziel, um Druck auf andere Parteien auszuüben und den Klimaschutz wieder stärker in den Fokus zu rücken.
Im Hinblick auf den FMO bedeutet das: Wir müssen das Thema ernst nehmen. Der Flugverkehr verursacht deutlich zu viele CO₂-Emissionen, als dass er in der bisherigen Form tragbar wäre – besonders kritisch sind dabei Inlandsflüge, wie sie auch am FMO angeboten werden.

4. Die Linke Münster steht einem solchen Umnutzungsprojekt grundsätzlich positiv gegenüber. Dennoch stellt sich für uns die Frage, wie sich die Fläche dabei möglichst umfassend entsiegeln lässt. Die ökologische Aufwertung muss ein zentrales Ziel sein.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung. 

Mit freundlichen Grüßen

Neven Péresse

i.A. des Kreisverbandes Münster