Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) ist einer von 14 Regionalflughäfen in Deutschland, die alle nur mit Steuergeldern am Leben gehalten werden können. Der kommunal geförderte Flugverkehr trägt zur Klimakrise bei und schädigt die Gesundheit von Mensch und Natur. Er macht ökologisch und ökonomisch keinen Sinn. Sein Betrieb muss zügig beendet werden.

Unverzichtbar für die Wirtschaft ?

Die Befürworter*nnen halten den Flughafen in Greven für unverzichtbar für die regionale Wirtschaft. Ein Blick auf die Flugverbindungen genügt aber, um festzustellen, dass es eigentlich nur um Flüge zu den großen deutschen Drehkreuzen München und Frankfurt geht, die vielleicht überwiegend von Geschäftsreisenden genutzt werden. Sie lassen sich mit wenig mehr Reisezeit auch mit der Bahn erreichen und haben vor Corona nur 20 % des Flugverkehrs am FMO ausgemacht.

Alle anderen Verbindungen sind Urlaubsziele (oft Billigflüge von Ryanair, Eurowings & Co.), die für den Geschäftsbetrieb von Unternehmen aus der Gegend keine Rolle spielen.

Kränkelndes Geschäftsmodell Regionalflughafen

Zu welchem Preis werden die wenigen Inlandsflüge für Geschäftskunden aufrecht erhalten? Der FMO ist für 3 Millionen Fluggäste im Jahr ausgelegt, aber in den letzten sieben Jahren dümpeln die Passagierzahlen unter 1 Million, davon lediglich 117.000 (2019) nach München als wichtigstem Inlandsziel. Um auch nur über die Millionen-Marke zu kommen, werden daher Billigfluglinien mit Niedrig Gebühren angeworben. Diese drücken dann wiederum ihre Flugziele aggressiv in den Markt – an Endkonsumenten, die sonst vielleicht gar keine Flugreise buchen würden.

Beispiel Laudamotion: Im Jahr 2019 hat die Fluggesellschaft Flüge nach Wien schon ab 25 € angeboten. Klimapolitischer Irrsinn – denn Wien lässt sich bequem mit der Bahn erreichen, allerdings nicht zu diesem Preis. Damit wurden also Menschen animiert, für wenige Tage oder auch nur Stunden Aufenthalt in Wien eine völlig überflüssige und umweltschädliche Flugreise anzutreten.

Die Subventionierung der Regionalflughäfen führt zu Überkapazitäten. Der FMO ist von fünf Flughäfen in einem Umkreis von 150 km umgeben, die sich gegenseitig bei den Flughafenentgelten unterbieten, um Airlines für sich zu gewinnen. Dadurch wird das Problem der Billigfliegerei weiter verstärkt.

Verlustgeschäft für die öffentliche Hand

Allein im Zeitraum von 2006 bis 2019 hat der FMO bilanzielle Verluste von rund 98 Mio. € ausgewiesen. Die Insolvenz des FMO konnte nur durch Kapitalzuführungen und Gewährung von Krediten in Höhe von über 100 Mio. € durch die kommunalen Eigner abgewendet werden. Für die Jahre 2021 bis 2025 sind weitere Kredite in Höhe von 35 Mio. € beschlossen worden.

Zusätzlich haben die Kommunen bereits 20 Mio. € zum Ausgleich für die Corona bedingten Verluste des FMO in 2020/2021 bewilligt. Weitere 10 Mio. € könnten laut FMO-Geschäftsführung noch nötig werden.

Für die kommunalen Anteilseigner ist der FMO ein ständiges Zuschussunternehmen, das mit Steuergeldern von uns allen am Leben erhalten werden muss. Nutznießer ist dagegen nur ein kleiner Personenkreis von Geschäftsleuten und Urlaubsreisenden.

Klimapolitischer Irrsinn

Fliegen ist die mit Abstand klimaschädlichste Art der Fortbewegung. Die mit dem Luftverkehr verbundenen Treibhausgas- und Luftschadstoffemissionen und die durch ihn verursachte Lärmbelastung lösen erhebliche Umwelt- und Gesundheitsprobleme aus. Laut Umweltbundesamt trägt der Luftverkehr zwischen 5 und 8 % zur globalen Klimawirkung bei. Ein „weiter so“ für den Flugverkehr nach Überwindung der Einbrüche infolge der Corona-Pandemie kann daher keinesfalls das Ziel sein.


Deshalb erwarten wir, dass die Anteilskommunen (darunter die Stadt Münster, der Kreis Steinfurt und die Stadt Osnabrück mit insgesamt mehr als 80% der Gesellschaftsanteile) endlich gemeinsam Konzepte für einen raschen sozial und ökologisch verträglichen Ausstieg aus dem FMO entwickeln, damit die frei werdenden Haushaltsmittel in sinnvolle, klimaschützende Projekte gesteckt werden können.

Alternativen schaffen

Die Beendigung des kommerziellen Flugbetriebs am Flughafen bedeutet zweifelsohne Veränderung, im schlechtesten Fall den Abbau von Arbeitsplätzen. Für die dort Beschäftigten müssen also Alternativen gefunden werden.
Andererseits werden Gelder frei, wenn die immer wieder anfallenden Verluste des FMO nicht ständig durch die beteiligten Kommunen übernommen werden müssen. Werden diese Mittel sinnvoll investiert, entstehen sichere neue Arbeitsplätze.
Aus unserer Sicht ist erforderlich:

  • die Erstellung eines unabhängigen Gutachtens, das die wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte einer Konversion des Flughafens untersucht,
  • die Erarbeitung eines Konzepts zum Umbau und zur umweltverträglichen Nachnutzung der FMO-Infrastruktur
  • und die Beteiligung von Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften, Umweltverbänden sowie interessierten Bürger*innen bei der Entwicklung von Alternativen zum FMO-Betrieb.
Statt ein krankes Geschäftsmodell gesund zu lügen, brauchen wir den Einstieg in zukunftsweisende Lösungen.